Schuldig bei Verdacht

Wie auf Kommando fallen die deutschen Medien über die gewählte Regierung im Iran her. Die Oberdemokraten fordern neue Wahlen. Ahmadinedschad hat betrogen, das weiß doch jeder!

Jeder? Niemand weiß es! Er kann betrogen haben oder auch nicht. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang interessant, herauszufinden, wer den Iran wirklich und nachweislich betrogen hat? Die Geschichte der britischen USA-Einflußnahme im Iran seit der Nachkriegszeit kann man nur mit Betrug bezeichnen. Erst installieret man ein Marionettenregime mit Schah, Mohammad Reza Pahlavi, und als das nicht so richtig funktioniert und Ayatollah Chomeini  mit einer von den Massen begrüßten islamischen Revolution antwortet, wird Saddam Hussein mit eindeutiger USA-Unterstützung auf den Iran gehetzt.

Zurück zu den Wahlen: die deutsche Presse behandelt die Tatsache, das Ahmadinedschad Wahlfälschung betrieben hat, als etablierte Tatsache. Was aber, wenn nicht? Dann kämpfen sie gegen die Demokratie! Dann kämpfen sie gegen demokratische Entscheidungen des iranischen Volkes! Das hat Tradition in der Bundesrepublik. Demokratie ist hier nur etwas wert, wenn der richtige gewählt wird. Hierzu muss man sich nur die Debatten in Deutschland nach der Wende ansehen, als den Ostdeutschen vorgeworfen wurde, sie seien zu blöd SPD oder CDU zu wählen. Parteien zu wählen, die nicht zum angestammten westdeutschen Spektrum gehörten, galt nicht als „Demokratie“.

Die Kommentare zu den Wahlen im Iran sind beredtes Beispiel für diese Demokratieauffassung. Da der Wunschkandidat nicht gewählt wurde, sind die Wahlen falsch. – Vielleicht sind sie gefälscht,  ich wiederhole es. Aber solange wir das nicht wissen können, ist es antidemokratisch diese Wahlen zu kritisieren. Faszinierend, dass es nur eines kleinen Antippens bedarf und alle Prinzipien der Demokratie, die sich die Apologeten dieser Gesellschaft gegenseitig gern immer wieder erzählen, kippen sofort um oder münden in einer offenen Ermunterung zum Terrorismus.

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