Angela Merkel hatte als Kind beneidenswert gute Noten im DDR-Staatsbürgerkundeunterricht, und unsereiner wähnte sie demnach nicht allein bibel- sondern auch sonst zitatenfest. Bei einer Podiumsdiskussion Mitte August indessen zeigte sich, dass doch nicht jeder Lehrsatz des Karl Marx unwandelbar bei ihr haften geblieben ist. Und es erwies sich einmal mehr, dass Zitate mitunter auch Glückssache sind. Auf die Frage, ob ihr an einer Fortsetzung der Koalition mit der SPD gelegen sei, antwortete sie mit der Weisheit: „Die Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn, als Farce“.
Wir sehen uns gezwungen, Sie an dieser Stelle ein wenig zu berichtigen, verehrte Frau Kanzlerin. Sie haben sich auf das Feld des marxistischen Klassikers begeben, und der berühmte erste Satz seines „18. Brumaire“ lautet: „Hegel bemerkte einmal irgendwo, dass sich alles historische Geschehen gewissermaßen zweimal vollzieht. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie und das andere Mal als Farce.“
Wenn Sie nun aber, verehrte Kanzlerin, mit Ihrem Einwand unsereinem zu verstehen geben wollten, dass Ihre bisherige Koalition mit der SPD für Deutschland eine Tragödie war, dann wäre dies etwas, dem wir nichts hinzuzufügen hätten.